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Jammer und Elend verkormnen. Bald war aber zu merken, daß ein tüchtiger Regent die Herrschaft führte. Er unterstützte Ackerbau und Handel und sorgte für alle Zweige der Gewerbthätigkeit. Um sein kleines Land zu einem mächtigen Staate zu erheben, bildete er sich mit Hülfe seines trefflichen Feldmarschalls, Georg Derfslinger, ein treffliches, stehendes Heer, das er immer mehr vergrößerte. Als nun zwischen den Polen und Schweden ein Krieg ansbrach, trat er mit feiner Macht kräftig auf, verbündete sich mit den Schweden, siegte mit ihnen in der dreitägigen Schlacht vor Warschau, und erreichte dadurch, daß ihm die volle Landeshoheit über das Herzogthmn Preußen zuerkannt wurde.
3. Nachdem er längere Zeit nach außen hin Frieden gehabt hatte, drohte dem deutschen Reiche am Rhein von Frankreich aus Gefahr. Dort regierte der stolze und herrfchsüchtige König Ludwig Xiv., welcher mit dem Plane umgieng, fein Reich auf Kosten Deutschlands zu vergrößern. Da die vielen kleinen teutschen Fürsten unter sich uneins waren, und niemand für das Reich etwas thun wollte, hielt Ludwig diese Zeit für sehr geeignet, feine Raublust zu befriedigen. Um aber feinen Zweck sicher zu erreichen, griff er erst die Niederlande an. Die deutschen Fürsten mit Rhein, welche nicht ahnten, daß dies der Anfang eines Eroberungskrieges gegen Deutschland fei, waren verblendet genug, ihm Hülfe zu leisten. Nur Friedrich Wilhelm erkannte die Gefahr, und als die Niederländer um Hülfe riefen, zog er mit feinem Heere aus, bewog auch den Kaiser Leopold I., ein solches auszuschicken. Aber der Feldherr des kaiserlichen Heeres hielt es mit den Franzosen, zog hin und ijer, kam aber nie zum Kampfe. Der Kurfürst, der die Verrätherei nicht merfte, folgte ihm auf-feinen Zügen, verlor durch die ungeheuren Märsche fast fein ganzes Heer und mußte zusehen, wie die Franzosen fein Land grausam plünderten. Von allem verlassen, sah er sich genöthigt, mit Frankreich Frieden zu schließen. Ludwig lachte über die Uneinigkeit der Deutschen und trat nun mit feinen Absichten gegen Deutschland hervor. Deutsche Kaufmannsgüter am Rhein ließ er wegnehmen, die Rheinbrücke bei Straßburg verbrennen^ ja er brachte mit List und Falschheit mitten im Frieden Straßburg nebst' zehn anderen Stävten im Elsaß an sich. Seine Generale Türenne und Cond6 verwüsteten schrecklich die am Rhein gelegenen deutschen Länder; Städte und Dörfer wurden verbrannt und die unglücklichen Menschen fortgetrieben. Trotz der herben Erfahrungen, welche Friedrich Wilhelm in dem vorigen Feldzuge gemacht hatte, entschloß er sich dennoch von neuem, das Schwert zu ziehen, um die mordbrennerischen Franzosen zu vertreiben. Aber der Feldzug verlief erfolglos, da der kaiserliche General wieder zu keinem ernsten Handeln zu bewegen war.
4. Als der Kurfürst das Winterquartier bezogen hatte, erhielt er plötzlich die Nachricht, die Schweden, von Ludwig aufgehetzt, feien in feine Mark eingefallen (1674). Bon Pommern ans rückten diese weiter und brandschatzten das Land. In der ersten Noth thaten sich die Bauern zusammen, bewaffneten sich und zogen gegen den Feind aus. Auf den
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bte Kaiserkrone an. Als ihm der Beschluß kund ward, äußerte er mit scheinbarer Gleichgültigkeit: „Ich nehme den Titel an, den der Senat für den Ruhm der Nation zuträglich hält, und hoffe, daß Frankreich die Ehre, mit welcher es meine Familie umgiebt, nie bereuen wird." Am 2. December 1804 geschah zu Paris diekrönung mit großer Pracht. Papst Pius Vii. salbte den Kaiser. Bonaparte setzte sich selbst die Krone auf und nannte jich von jetzt Napoleon I., Kaiser der Franzosen. Auch brachte er es dahm, daß er zum Kömge von Italien ernannt wurde. 1805 setzte er die eiserne Krone der Lombarden auf sein Haupt, indem er sagte: „Gott gab sie mir, wehe dem, der sie berührt!"
5. Inzwischen war nun ein Bündniß zwischen England, Rußland und Oesterreich zu Stande gekommen, um Frankreich wieder auf die alten Grenzen zu beschränken. Napoleon zog über den Rhein, und nachdem Baiern, Würtemberg und Baden sich mit ihm verbündet halten, drang er siegreich vor und besetzte Wien. Darauf wandte er sich nach Mähren gegen das österreichische und russische Heer. Bei Austerlitz (unweit Brünn , kam es am 2. December 1806 zur entscheidenden Schlacht. Die beiden Kaiser Franz und Alexander wohnten der Schlacht bei, um durch ihre Gegenwart den Muth der Truppen zu erhöhen, trotzdem erlitten die Verbündeten eine gänzliche Niederlage. Ein Theil der fliehenden Russen wollte sich über einen gefrorenen See retten, aber Napoleon ließ das Eis durch Kanonenkugeln zerschmettern, und Tausende fanden in der Tiefe ihr Grab. In seinen Siegesberichten nannte Napoleon diese Schlacht die Dreikaiserschlacht.
Oesterreich verlor jetzt mehrere seiner schönsten Länder, die der Sieger seinen Verbündeten, Baiern und Würtemberg, schenkte. Dann stiftete Napoleon den Rheinbund, welchem 16 Fürsten des südlichen und südwestlichen Deutschlands beitraten, indem sie sich vom Kaiser und Reich lossagten, Napoleon als ihren Protektor (Beschützer) anerkannten und ihm mit 63,000 Soldaten in allen feinen Kriegen beizustehen versprachen. Daraushin legte Franz I. 1806 die deutsche Kaiserkrone nieder und führte nur noch den Titel: Kaiser von Oesterreich. Von jetzt an betrachtete sich Napoleon als den unumschränkten Gebieter Europas und verschenkte nach Willkür Länder und Königskronen an feine Verwandten und Generäle. So erhielt sein Bruder Joseph das Königreich Neapel und Ludwig das Königreich Holland.
36. Deutschlands Erniedrigung (1807).
1. Dem edlen Könige von Preußen Friedrich Wilhelm Iii., dein Vater unseres jetzigen Kaisers, war es bisher gelungen, seinem Lande den Frieden zu erhalten. Aus Wunsch Napoleons hatte er Gebietstheile seines Landes gegen Hannover, welches damals mit England vereinigt war, vertauscht. Als nun aber Napoleon in seinem Uebermuthe dies Land den Engländern wieder anbot, war Friedrich Wilhelm gezwungen,
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traffnet hatte, sahen sie sich aufs neue der dänischen Willkür preisgegeben, bis der Krieg von 1864 sie mit Deutschland vereinigte.
1853 §. 170. Die Zeit des französischen Übergewichts (1853—1864).
a. Der orientalische Krieg. Der türkische Sultan Abdul Medschid erklärte an Rußland den Krieg, weil Kaiser Nikolaus die Schutzherrschaft über die griechisch-katholischen Bewohner der Türkei verlangte und die Donaufürstentümer besetzte. Die türkische Flotte wurde von der russischen vernichtet: aber ein französisch-englisch-sardinisches Heer kam den Türken zur Hülfe, schlug die Russen in mehreren Schlachten und eroberte nach 12monatlicher Belagerung die Seefestung Sebastopol auf der Krim, inderenhafen die Russen ihre Flotte versenkt hatten. Kaiser Alexander Ii.,
1856 Nikolaus' Nachfolger, trat im Frieden zu Paris die russischen Grenzstriche an der Donau an die Türkei und die Schutzherrlichkeit über die Donaufürstentümer an die Großmächte ab. — Dieser Krieg begründete das Übergewicht Frankreichs in Europa; den Kaiser Alexander von Rußland aber bewog er, an die innere Hebung seines Volkes zu denken und die Leibeigenschaft aufzuheben.
§♦ 171. b. Die Gründung des Königreichs Italien. (1859—71.) 1) Die Italiener strebten darnach, die ganze Halbinsel zu einem Staate umzugestalten, und wurden darin durch die Regierung des sardinischen Königs Viktor Emannel (Minister Cavour) ermutigt. Dieser hatte ein Bündnis mit Napo-
1859 leon geschlossen, als ihm Österreich 1859 den Krieg erklärte. Das österreichische Heer wurde (bei Magenta, westl. v. Mailand, und Solserino, südl. v. Gardasee) durch die Franzosen und Sardinier geschlagen. Im Frieden von Villa-franca (südöstl. v. Gardasee) trat Kaiser Franz Josef die Lombardei an Sardinien ab; dieses aber mußte als Lohn für die geleistete Hülfe Savoyen und Nizza an Frankreich überlassen. — Schon während des Kriegs hatten Toskana, Parma und Modena ihre Fürsten vertrieben; der größere Teil des Kirchenstaats warf die päpstliche Herrschaft ab, und der kühne Freischarenführer Garibaldi eroberte Sicilien und die Hauptstadt des Königreichs Neapel. König Franz Ii. verteidigte sich in der Festung Gaeta gegen das sardinische Heer, wurde aber zur Uebergabe gezwungen. Alle diese Staaten vereinigten sich zu dem König reich „Italien. 2) Im Jahre 1866 schloß Italien mit Preußen ein Bündnis gegen Österreich. Obwohl das Heer der Italiener (bei Cnftozza) und ihre Flotte (bei der dalmatischen Insel Lissa) geschlagen wurden, so nötigte doch der preußische Sieg bei Königgrätz den Kaiser Franz Josef, sein Heer-aus Italien zurückzuziehen und Benetien abzutreten. — 3) Während des deutsch-französischen Krieges (1870—71) wurde auch der Rest des Kirchenstaates mit dem Königreich Italien vereinigt und Rom zur Hauptstadt desselben erhoben.
1861 t§» 172. c. Bereinigte Staaten von Nordamerika. Im Jahre 1861
beschlossen die 11 südlichen oder Negerstaaten, sich von den 23 nördlichen Staaten zu trennen. In dem vierjährigen Bürgerkriege, der über % Mill. Menschen das Leben kostete, waren in den ersten Jahren die Heerführer des Südens, in den letzteren dagegen die des Nordens siegreich; beendigt wurde derselbe durch Grants Sieg in der 5tägigen Schlacht bei Petersburg (1865) in Birginien. Schon während des Krieges hatte der Präsident Lincoln die Aufhebung der Sklaverei verkündet; nach wiederhergestelltem Frieden starb er durch die Hand ruchloser Mörder. — d. England. 1) Durch seine freie Verfassung und den gesetzlichen, ernsten Sinn seiner Bewohner war das Land vor den Stürmen der Revolution bewahrt worden. Stiftung der britischen Bibelgesellschaft 1803; Unterdrückung des Sklavenhandels 1808. — Unter Georg Iv. (1820—30) erhielten die Katholiken Zutritt zum Parlamente und zu den Staatsämtern;
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spater an Österreich kamen; die Schweizer trennten sich 1499 vom Reiche; die Länder des bnrgnndischen Kreises wurden von Karl V. 1556 auf seinen Enkel Philipp von Spanien vererbt.
Anmerk. 1500 Sieg der Dithmarsen über Johann v. Dänemark.
Wissenschaft und Kunst.
§. 118. Erfindungen, a) Wasseruhr Harun al Raschids 800. — Wassermühlen in Deutschland; Buchstabenrechnung der Araber 825. — Baumwollenpapier in Italien 850. — Silberbergbau im Harz 968, Erzgebirge 1167.
— Schachspiel in Persien 970. — Glasmalereien; Windmühlen 1000. — Kupfermünzen 1025, Groschen und Dukateu 1260. — Noten 1050. — Seidenbau in Italien 1100. — Magnetnadel in Europa 1180. — Gabeln in Italien 1195.
— Kartenspiel in China; arabische Ziffern 1200. — Erster Strohsack des englischen Königs 1234. — Brillen und Ferngläser in Florenz; Glasspiegel; Schleusen 1285. — Kompaß 1300. — Leinenpapier durch Holbein und Frick 1308. — Branntwein in Frankreich 1310. — Wechsel in Venedig 1328. — Stecknadeln in England; erste Schlag-Turmuhr in Pavia; Heringspökelei in Holland 1343.
— Schornsteine 1347. — Schießpulver 1350. — Erste Apotheke in Nürnberg 1404. — Buchdruckerkuust 1436. — Kupferstich 1440. — Erste große Orgel durch Droßdorf aus Mainz 1444. — Erste Glasfabrik in Deutschland 1471. — Taschenuhren d. Peter Hele; Windbüchsen 1500. — Spinnrad d. Jürgens; Erzgießerei d. P. Bischer 1530. — Taucherglocke 1538. — b) Die wichtigsten unter diesen Erfindungen waren:
1) Das Schießpulver. Dieses war den Chinesen schon um 960 bekannt, und Geschütze sollen von den Arabern zuerst 1331, von den Engländern und Franzosen 1346 gebraucht sein. Neu erfunden wurde das Pulver 1350 von dem Freiburger Franziskaner-Mönch Konstantin Ancklitzer, gewöhnlich Berthold Schwarz genannt (Schwefel, Salpeter, Kohle). Sicher ist, daß 1415 Kanonen in der Schlacht von Anzincourt angewandt sind. Von da ab fanden Schußwaffen allgemeinen Eingang. Die schweren Festungskanonen nannte man Kartaunen, die in der Schlacht gebrauchten Feldschlangen. Die Büchsen wurden anfänglich auf 2 Gabeln gelegt und auch mit Lunten abgefeuert. 1517 erfand man in Nürnberg das Räderschloß und später in Frankreich das Feuerstein- oder Flintschloß. Die Feuerwaffen beseitigten die Ritterheere und setzten an ihre Stelle die Fußsoldaten und leichten Reiter. — 2) Die Buchdruckerkuust. Die Kunst, Kartenblätter und Heiligenbilder erhaben in Holz auszuschneiden, mit Farbe zu überziehen und dann abzudrucken, kannte man um d. I. 1400. Unter die Heiligenbilder schnitt man später kleine Verse und ging dann dazu über, ganze Holztäfelchen mit erhabener Schrift herzurichten und abzudrucken. Johan-1436 nes Gensfleisch zum Gutenberg, der aus seiner Vaterstadt Mainz nach Straßburg hatte flüchten müssen, kam hier auf den herrlichen Gedanken, die Buchstaben (Lettern) in großer Zahl einzeln auszuschneiden: dadurch war die Möglichkeit gegeben, sie beliebig zu Wörtern zusammenzusetzen. Mit Hülfe Johann Fusts und Peter Schösfers in Mainz gelang es ihm, die Buchstaben aus Metall zu schneiden, und endlich, sie in vertieften Formen durch Guß herzustellen. Die Psalmen wurden 1457, die erste vollständige Bibel 1461 gedruckt; dann folgten Andachtsbücher und die Schriften der alten Griechen und Römer. Eine geschriebene Bibel kostete
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ausgezeichneten Feldherren geführt wurde (Türenne, (Sonde, Luxemburg), und durch eine starke Flotte hoffte er Frankreichs Grenzen zu erweitern und die umliegenden Staaten von sich abhängig zu machen.
b. Zuerst griff er die spanischen Niederlande an; weil diese aber von Holland, England und Schweden Hülfe empfingen, so mußte er sich mit einem Grenzstriche begnügen (Friede zu Aachen 1668). — In dem Rachekriege gegen 1668 Holland (1672—78) hatte er sich vorher den Beistand Englands, Schwedens,
Kölns und Münsters, die Freundschaft Österreichs, Hannovers und anderer dent-schen Staaten erkauft. Todesmutig kämpften die Holländer unter Wilhelm Iii. von Oranien und den Admiralen Michael de Rniter und van Tromp.
— Brandenburgs großer Kurfürst Friedrich Wilhelm zog ihnen mit 20000 Mann zu Hülfe, ward aber durch beit Kaiser gehindert, den Rhein zu überschreiten.
Als dann auch das deutsche Reich und Spanien am Kriege gegen Frankreich teilnahmen, fielen Ludwigs Bundesgenossen, die Schweden, in Brandenburg ein; der Kurfürst aber schlug sie bei Fehrbellin (1675) und jagte sie bis über die ostpreußische Grenze. Am Rheine kämpften die deutschen Heere unglücklich; die ganze Pfalz ward von den Franzosen in Asche gelegt. Im Frieden von Nym- i67s wegen (Holland) erhielt Ludwig von Spanien die Freigrafschaft Burgund und eine Anzahl belgischer Grenzorte, von Deutschland die 10 kleinen Reichsstädte im Elsaß (§. 139) und die wichtige Festung Freiburg in Baden.
c. Mitten im Frieden besetzte Ludwig Xiv. eine Reihe deutscher Orte, die er sich durch seine s. g. Reunionskammern (Wiedervereinigungs-Gerichte) hatte zusprechen lassen; ohne Schwertstreich fiel, vom Reiche schmählich verlassen, selbst die Vormauer des Oberrheins, Straßburg, in seine Hand. 1681 Er reizte darnach die Dänen und Türken zum Kriege; aber jene wies der große Kursürst zur Ruhe, und diese erlitten, 200 000 Mann stark, vor den Mauern Wiens 1683 durch Herzog Karl v. Lothringen und König Johann Sobiesky v. P-olen eine furchtbare Niederlage. (Stahremberg).
ä. In dem großen Kriege gegen Deutschland und Holland (1688—97) fand Ludwig an dem Führer der Holländer, Wilhelm von Oranien, der 1688 auf den englischen Thron gerufen war, einen weitschauenden und unbeugsamen Gegner. Kaiser und Reich, später auch Spanien, Savoyen und Dänemark traten in den Kamps gegen den großen Länderräuber. Um sich gegen die deutschen Heere zu schützen, ließ Ludwig abermals die Pfalz und fast alles linksrheinische Land bis über Köln hinaus niederbrennen und die hungernden Einwohner in die fchneebebeckteit Felder hinaustreiben. Durch seine großen Felbherrn blieb er schließlich Sieger und behielt im Frieden zu Ryswik (Haag) das ganze Elsaß ic9? (3. Raub).
t §♦ 141. a. Der spanische Erbfolgekrieg (1701—14). Diesen unternahm Ludwig Xiv., um seinem Enkel Philipp die spanische Krone zu verschaffen, aus welche Kaiser Leopold I. für seinen jüngern Sohn Karl Anspruch machte. England, Holland, Savoyen, später auch das deutsche Reich und Preußen verbanden sich mit dem Kaiser, Bayern und Köln dagegen mit Frankreich. Des Kaisers Feldherr war Prinz Eugen „der edle Ritter", der bereits im Türkenkriege sich hohen Ruhm erworben hatte, tochon früh dem toolbatenftanbe leidenschaftlich zugethan, aber von Ludwig zurückgewiesen, war er in kaiserliche Dienste getreten und hatte 1697 bei Zentha a. d. Theiß das türkische Heer vernichtet. Jetzt bahnte er sich einen Weg über die Alpen, schlug die Franzosen aus Italien hinaus und siegte dann in Verbindung mit dem großen englischen Feldherrn
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den zurückgeben. Im bittern Unmute rief er aus: „Aus meinen Gebeinen wird ein Rächer erstehen!" — d. Um den Kaiser geneigt zu machen, die ererbten schlesischen Herzogtümer Jägerndorf, Brieg, Liegnitz und Wohlau heraus zu geben, sandte er demselben gegen die Türken eine Hülfe von 8000 Mann, die bei der Erstürmung von Ofen hohen Ruhm erwarben. — e. Im Frieden sorgte er mit Weisheit und Kraft für das Aufblühen des Landes. Er beförderte Garten- und Landbau, Fabriken und Handel (Obstbäume, Eichen, Kartoffeln — Straßen, Posten, Friedrich-Wilhelms-Kanal) und gründete in Berlin 2 Gymnasien und eine große Bibliothek. Das Heer wurde auf 28 000 Mann gebracht (Derflinger), die drückende Steuerlast gerechter verteilt; er versuchte sogar, eine Seemacht zu schaffen, und gründete eine Kolonie auf der Goldküste von Afrika. — f. 20 000 Reformierte, von Ludwig Xiv. aus Frankreich vertrieben, fanden Aufnahme und Unterstützung; auch die Not der Evangelischen in Schlesien, Polen, Ungarn und Piemont (Waldenser) suchte der Kurfürst zu erleichtern. Von Herzen fromm und duldsam, strebte er, den Frieden unter den lutherischen und reformierten Geistlichen zu erhalten. In den heftigen Streitigkeiten verließ der ausgezeichnete Liederdichter Paul Gerhard Berlin (f 1675 zu Lübben in Sachsen. „Befiehl du deine Wege" u. a.) Des Kurfürsten Wahlspruch war: „Herr, thue mir kund den Weg, darauf ich gehen soll"; das neue Testament und die Psalmen führte er auch auf den Kriegszügen bei sich. Seine fromme Gemahlin Luise Henriette, die Dichterin von „Jesus meine Zuversicht." — g. Bei seinem Tode zählte das Land auf 2000 Qm. l1^ Mill. E.; er hatte Preußens Kraft und Ansehen begründet.
1688 t §. 145. 1) Kurfürst Friedrich Iii. (1688 — 1701), als König Friedrich I. (1701—13).
a. In seiner glänzenden Hofhaltung folgte er dem Beispiele Ludwigs Xiv. Durch die Erbauung des königlichen Schlosses, des Zeughauses, der Sternwarte und der Brücke mit der Bildsäule des großen Kurfürsten ward Berlin verschönert; in Halle wurde eine Universität, in Berlin die Akademie der Wissenschaften und die Akademie für Bildhauer und Maler gegründet. Seine hochgebildete Gemahlin, Sophie Charlotte von Hannover, die Freundin des berühmten Gelehrten Leibnitz, nahm an diesen Bestrebungen lebhaft teil. In Halle wirkten der Rechtsgelehrte Thomafius, der Bekämpfer der Hexenprozesse, und der fromme Aug. Herrn. Francke, der Stifter des halleschen Waisenhauses. — In dem 3. großen Raubkriege Ludwigs Xiv. sandte Friedrich 25 000 Mann an den Rhein und 6000 M. nach Italien; andere 6000 kämpften mit gleicher Tapferkeit gegen die Türken. — Er erwarb Tecklenburg, Singen, Mörs n. Reuenburg.
b. Hannover hatte 1692 die 9. Kurwürde und Sachsen 1697 die polnische Königskrone erlangt; 1701 (18. Januar) setzte sich Friedrich mit Bewilligung des Kaisers zu Königsberg die Königskrone aufs Haupt und nannte sich von jetzt König in Preußen. Dafür stellte er dem Kaiser in dem spanischen Erbfolgekriege 20 000 Mann Hülfstruppen, die in den großen Schlachten von Höchstedt, Turin, Oudenaarde und Mal-plaquet hohen Ruhm erwarben.
1713 2) König Friedrich Wilhelm I. (1712—40). a. Er war bürgerlich
einfach und sparsam, streng und rauh, gottesfürchtig und kerndeutsch in seinem Herzen; alles französische Wesen war ihm verhaßt. Sein ganzes
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Schweiz in Republiken umgewandelt und von Frankreich abhängig gemacht, vorn deutschen Reiche aber die Abtretung des linken Rheinufers gefordert.
— b. 1798 segelte Bonaparte nach Ägypten. Er eroberte Malta, erstürmte Alexandrien und siegte bei den Pyramiden über die Mameluken (kaukasische Sklaven-Soldaten); dagegen wurde die französische Flotte durch den englischen Seehelden Nelson bei Abukir (öftl. von Alexandrien) vernichtet. Bonaparte drang 179z nach Palästina vor und schlug das türkische Heer am Berge Tabor, kehrte aber bald darauf nach Frankreich zurück. — c. Unterdessen hatten England, Rußland, Österreich, Neapel und die Türkei das zweite große Bündnis gegen Frankreich geschlossen (1798). Erzherzog Karl warf die französischen Heere über den Rhein zurück; der russische General Suwarow siegte in Italien, wurde dann aber bei Zürich geschlagen und von dem launenhaften Kaiser Paul mit seinen Truppen zurückgerufen.
§. 156. Napoleon Bonaparte als Konsul, + a. 1799 stürzte 1799 Bonaparte das Direktorium und ließ sich zum ersten Konsul ernennen.
Er ging mit einem neugeschaffenen Heere über bett großen St. Bernhard nach Italien und errang bei Marengo einen vollständigen Sieg über 1800 die Österreicher. Moreau drang zu gleicher Zeit in Süddeutschland vor und schlug den Erzherzog Johann bei Hohenlinden (östl. von München).
Im Frieden zu Lüneville trat Deutschland das ganze linke Rheinufer isoi an Frankreich ab. (Da England den Krieg wieder aufnahm, so ließ Napoleon 1803 Hannover besetzen und mit einer Kriegssteuer von 20 Mill. Franken belegen). — b. Napoleon I., Kaiser der Franzosen. Am 2. Dezb. 1804 1804 ließ sich Napoleon vom Papste zu Paris salben und setzte sich die Kaiserkrone auf. Um seiner Macht Schranken zu ziehen, schloß England mit Österreich, Rußland, Schweden und Neapel das 3. große Bündnis (1 *05). 1805 Über die französisch-spanische Flotte erkämpfte Nelson bei Trafalgar (südl. von Cadix) sterbend einen glänzenden Sieg; Napoleon aber nahm den österreichischen General Mack in Ulm gefangen und überwand das große österreichisch-russische Heer in der blutigen Dreikaiserschlacht von Austerlitz (östl. von Brünn; Franz Ii. v. Österreich, Alexander l. v. Rußland). Im Frieden von Preßburg trat Kaiser Franz Venetien an das Königreich Italien und Tirol an Bayern ab. Dann ernannte Napoleon seinen Bruder Joseph zum Könige von Neapel, seinen Bruder Ludwig zum Könige von Holland, seinen Stiefsohn Eugen zum Vicekönige von Oberitalien.
§. 157. Die Auflösung des deutschen Reiches.
a- 3m Frieden von Lüneville war das linke Rheinufer an Frankreich abgetreten und zugleich festgesetzt worden, daß die weltlichen deutschen Fürsten durch geistliche Gebiete entschädigt werden sollten. Der deutsche Reichstag zu Regensburg bestimmte daher 1803 Folgendes: Österreich erhielt die Bistümer Trient und Brixen und für den verwandten Großherzog von Toskana das Bistum Salzburg; dafür trat es an den entthronten Herzog von Modena den Breisgau, das jetzige südliche Baden, ab. Preußen empfing die Bistümer Münster, Paderborn, Hildesheim, ferner das Eichsfeld, Erfurt, Nardhausen, Mühlhausen und Goslar; Bayern: die Bistümer Würzburg, Bamberg, Freisingen, Augsburg, Passau und eine Reihe Reichsstädte; Württemberg: Klostergüter und Reichsstädte; Bade«: Konstanz, Heidelberg und Mannheim; Havno ver: Osnabrück. — Von den geistlichen Fürsten blieb nur der Kurfürst von Mainz, dem Regensburg zum Wohnsitz angewiesen wurde. Napoleons Schwager Mürat wurde Großherzog von Berg (am Niederrhein). Baden, Württem-
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gegen die russische Herrschaft. Nach tapferem Widerstände wurden sie bei Ostro-lenka (nördl. v. Warschau) von Diebitsch überwunden; Paskewitsch eroberte darnach Warschau und verwandelte das Land in eine russische Provinz. Auch spätere Erhebungen mißlangen und hatten zur Folge, daß die kleine Republik Krakau mit Österreich vereinigt wurde (184fc).
C. Bon der Revolution von 1848 bis zur Wiederaufrichtung des deutschen Reiches. 1848 — 1871.
§. 169. Die Februarrevolution und ihre nächsten Folgen. 1848 a. Frankreich. Die Unzufriedenheit mit der Regierung Ludwig Philipps führte dahin, daß am 18. Februar in Paris ein Aufstand ausbrach; der König wurde verjagt und Frankreich zur Republik erklärt. Um die s. g. „rote Republik" zu errichten, erhoben die Pariser Arbeiter im Juni einen Aufstand, den aber nach mehrtägiger Straßenschlacht der General Cavaignac überwältigte. Am Ende des Jahres wurde Ludwig Napoleon Bonaparte, Sohn des früheren Königs Ludwig von Holland, durch allgemeine Volksabstimmung zum Präsidenten gewählt.^rotz seines Eides auf die Verfassung jagte er die Nationalversammlung auseinander, beseitigte seine Gegner durch Einkerkerung und Verbannung und erklärte sich 1852 als Napoleon Iii. zum Kaiser der Franzosen.
b. Italien. Infolge der Februarrevolution brachen in den meisten Staaten Italiens gleichfalls Aufstände aus. König Karl Albert von Sardinien zog den Lombarden zu Hülse, welche die österreichische Herrschaft abzuschütteln suchten, wurde aber vom Marschall Radetzky besiegt. In Rom. wo das Volk eine Republik errichtet hatte, wurde Papst Pius Ix. durch die Franzosen zurückgeführt. — c. Österreich. Der Aufstand in Wien wurde durch eigne Kraft unterdrückt; die Ungarn aber, die unter Kofsuth eine Republik gegründet hatten, konnten nur mit russischer Hülse überwältigt werden.
d. Deutschland. 1) Die Unruhen, die in Wien, Berlin, Baden u. s. w. 1848 ausbrachen, bewogen die deutschen Fürsten, eine Nationalversammlung nach Frankfurt zu berufen. Diese wählte den Erzherzog Johann von Österreich zum Reichsverweser, beschloß eine neue Verfassung und übertrug dann dem Könige von Preußen die erbliche Kaiserwürde. Friedrich Wilhelm Iv. aber lehnte dieselbe ab und suchte, mit Ausschluß Österreichs, einen neuen deutschen Bund unter Preußens Leitung zu gründen. Weil aber Bayern und Württemberg den Beitritt versagten und mit ihnen Österreich sich zum Kriege bereit machte, gab er den Plan auf, und 1851 ward der Bundestag unverändert wieder hergestellt. — 2) Am schwersten wurden durch die Ereignisse dieser Jahre die deutschen Herzogtümer Schleswig-Holstein getroffen. Die dänische Regierung wußte, daß dieselben auf eine baldige Trennung von Dänemark hofften, und war daher um so mehr bestrebt, sie für immer fest zu halten. Darum griffen die Schleswig-Holsteiner 1848 zu den Waffen und erklärten sich für unabhängig. Unterstützt durch preußische Truppen, drängten sie die Dänen aus dem Lande und rückten in Jütland ein. Als aber Rußland und England drohende Vorstellungen machten, zog Preußen seine Truppen zurück, und die Schleswig-Holsteiner wurden nach tapferem Widerstände von den Dänen bei Jdstedt geschlagen (1850). Nachdem ein österreichisches Heer sie ent-
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Extrahierte Ortsnamen: Warschau Warschau Krakau Frankreich Paris Frankreich Italien Italiens Rom Wien Deutschland Wien Berlin Baden Frankfurt Jütland England
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sammelt hatte, brach er nach Süddeutschland auf. Der Kaiser, der in Jns-bruck krank lag, floh über die Alpen, gab die gefangenen Fürsten frei und 1555 bewilligte zunächst im Passauer Vertrage (1552) und später im Augs -burger Religionsfrieden den protestantischen Fürsten das Recht, in ihren Gebieten die Religion zu bestimmen. Doch wurde der s. g. „geistliche Vorbehalt" hinzugefügt: wenn ein geistlicher Fürst zur Reformation überträte, so sollte er sein Besitztum ausgeben.
t §. 131. a. Verlust der lothringischen Bistümer. Der Sieg der Protestanten brachte dem Reiche einen schweren Verlust. König Heinrich Ii. von Frankreich besetzte die freien lothringischen Städte Metz, Toul und Ve°rdürt, und umsonst waren des Kaisers Anstrengungen, sie zurückzuerobern (2. Raub Frankreichs, 1552). — Moritz von Sachsen fiel im folgenden Jahre gegen seinen früheren Waffengefährten, den wilden Markgrafen Albrecht von Kulmbach, in der Schlacht bei Sievershausen (nordöstl. von Hannover). — b. Karls Y. Thronentsagung. Karl V. legte 1556 zu Brüssel seine Kronen nieder und ging in das spanische Kloster San Juste. In der Kaiserwürde folgte sein Bruder Ferdinand; Spanien, Italien, die Niederlande und die Freigrafschaft Burgund erbte sein Sohn, der finstere Philipp Ii.; das Herzogtum Lothringen hatte er schon früher dem Herzoge als selbständiges Land überlassen. Er war ein Mann von großen Gaben; er erhöhte die Macht seines Hauses, aber hinterließ das Reich geschmälert und in sich gespalten. — c. Karls V. Nachfolger in der Kais erwürbe:
§. 132. Die Gründung des Jesuiten-Ordens. Ignaz von Loyola, der Sohn eines spanischen Ebelmanns, würde im Kampfe gegen die Franzosen öerwunbet. Nach seiner Heilung entsagte er dem weltlichen Leben und pilgerte über Rom nach Jerusalem, um die Ungläubigen zu bekehren. Nach seiner Rückkehr wibmete er sich mit eisernem Fleiße den Wissenschaften. In Paris, wo er großes Aussehen durch seine Prebigten erregte, verbanb er sich mit 6 Freunben zur Ausführung seines Bekehrungsplanes. Da aber der Türkenkrieg ihre Reise nach Palästina hinberte, so 1539 grünbeten sie in Italien zur Bekehrung der Ketzer die Gesellschaft Jesu. Die Verfassung bieses Orbens ist eine streng militärische. Unbebingter Gehorsam gegen den General und alle Oberen nebst gegenseitiger Überwachung finb strenge Pflicht; die Annahme weltlicher und kirchlicher Ämter und die Ehe finb untersagt; eine bestimmte Beschäftigung und das Gelübbe der Armut werden dagegen nicht gefordert. Als Lehrer und Redner, als Gelehrte und Schriftsteller, als Missionare und Beichtväter haben die Jesuiten eine außerordentliche Thätigkeit geübt; sie vor allen trieben zu den furchtbaren Religionskriegen gegen die Protestanten und machten sich später selbst
1556 Ferdinand I. 1564 Maximilian Ii. 1576 Rudolf Ii.
1612 Matthias.
1619 Ferdinand Ii. 1687 Ferdinand Iii. 1657 Leopold I.
1705 Joseph I. 1710 Karl Vi.
1742 Karl Vii. von Bayern. 1745 Franz I. von Lothringen.
1765 Joseph Ii. 1790 Leopold Ii, 1792 Franz Ii.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Ii Heinrich Moritz_von_Sachsen Albrecht_von_Kulmbach Albrecht Karls Karl_V. Karl_V. Ferdinand Philipp_Ii Philipp Karls_V. Karls_V. Ignaz_von_Loyola Ferdinand_I. Maximilian_Ii Maximilian Rudolf_Ii Rudolf Matthias Ferdinand_Ii Ferdinand Ferdinand_Iii Ferdinand Leopold_I. Karl_Vi Karl Karl_Vii Karl Franz_I. Franz_I. Joseph_Ii Leopold_Ii Leopold Franz_Ii Franz
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreichs Sievershausen Hannover Karls Spanien Italien Niederlande Burgund Lothringen Rom Jerusalem Paris Palästina Italien Bayern Lothringen